In vielen Autorenvitas kann man lesen, dass der Autor oder die Autorin praktisch mit dem Erlernen der ersten Buchstaben mehr oder weniger zielstrebig auf ein Dasein als Schriftsteller hingearbeitet hat, nicht selten nur darauf gewartet hat, die vielen Geschichten im Kopf endlich auch zu Papier bringen zu können. Ich dagegen war lange Zeit ganz zufrieden damit, das meiste, was sich in meinem Kopf abspielte, auch dort zu behalten. Für mehr reichte weder die Geduld noch die Zeit. Es gab ja so vieles anderes.
Das blieb lange so. In Marburg, wo ich aufgewachsen bin, und in Rostock, wo ich schließlich für lange Zeit Sprach- und Literaturwissenschaft studierte. Doch irgendwann packte es mich doch. Die 2000er waren noch recht jung, und ich stieß auf die Ausschreibung zu einem Kurzgeschichtenwettbewerb in einer Fernsehzeitschrift. Ich bastelte an einer Story, schrieb sie auch endlich nieder und lernte meine erste Lektion in Sachen Schreiben: Wenn du an einer Ausschreibung teilnehmen willst, vergiss den Einsendeschluss nicht!
Immerhin war ich (damals) mit dem, was ich da zu Papier gebracht hatte, ganz zufrieden. Ich suchte nach weiteren Ausschreibungen und schrieb. Und schrieb. Und schrieb. Und dann, etwa ein halbes Jahr später, 2003 nämlich, hielt ich meine erste Veröffentlichung in den Händen: Eine Kurzgeschichte im Kinderschatz-Kalender 2004. Nun folgten in rascher Folge weitere Gedichte und Geschichten, die in Anthologien und Zeitschriften erschienen. Und manchmal dachte ich, aus diesem oder jenem Stoff könnte vielleicht einmal ein ganzer Roman werden. Aber ich dachte es so, wie ich früher gedacht hatte, vielleicht schreibe ich mal was.
Immerhin, meine eher kleinen Veröffentlichungen und ein paar Auftritte bei Lesebühnen und Poetry Slams sorgten für ein wenig regionale Presse, sodass im denkwürdigen Jahr 2005 Konrad Reich, der inzwischen leider verstorben ist, auf mich aufmerksam wurde. Er bestellte mich, aufgeregt, wie ich wegen des Namens war, den er sich in der Buchbranche über viele Jahe gemacht hatte, in sein Büro und fragte mich – nach ein wenig Dies und Das – ob ich mir vorstellen könne, ein halbes Jahr lang in eine Villa an der Steilküste Nienhagens zu ziehen, dafür monatlich einen (für meine Verhältnisse) nicht unerheblichen Betrag aufs Konto zu bekommen und an meinem ersten Roman zu schreiben. Ich konnte!
So begann ich dann doch, einen Roman zu schreiben, der 2008 unter dem Titel „Das Lächeln der Kriegerin“ bei Hinstorff erschien. Seitdem verfasse ich also auch Romane. Zwei wurden unter meinem Pseudonym Ben Philipp veröffentlicht, weitere sollen folgen. Weil ich inzwischen als Freiberufler tätig bin, nimmt mein zweites (oder eher erstes) Standbein, das Lektorieren von Texten anderer Autoren, genug Zeit ein, um hin und wieder über zu wenig Schreibzeit zu klagen. Aber ich arbeite an einem gesünderen Verhältnis.